Jubiläum Dorfhelferinnenstation Hambergen am 2. April 2011

Text: Ps. 90,14+17

„Gut, dass es euch gibt! Danke, für die tolle Hilfe!“ Vor gut 1 Jahr waren wir eingeladen nach Hannover zum 50-jährigen Jubiläum des Ev. Dorfhelferinnenwerks Niedersachsen. Eine vielfarbige Bilderwand im Altarraum der Neustädter Hof- und Stadtkirche bildete höchst eindrücklich einen Blickfang für alle Gäste. Eine Einsatzfamilie hatte da beispielsweise ihren Dank illustriert mit den Handabdrücken aller ihrer Familienangehörigen und dazu diese Sätze geschrieben. So hatte sie dem Jubiläum sozusagen ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt.

50-jähriges Jubiläum unserer Dorfhelferinnenstation heute, erneut ein Anlass, die Arbeit der Einsatzkräfte in den Blick zu nehmen. Vielleicht darf ich unserem Fest heute ergänzend mit ihren Händen ein Gesicht geben, sozusagen gemalt mit Worten. Tatsächlich, die Arbeit einer Dorfhelferin lässt sich nicht ersetzen durch den Einsatz eines Roboters, und sei er auch noch so differenziert in seinen technischen Möglichkeiten. Hand-Arbeit ist hier tagtäglich neu gefragt.

„Wenn Mama fehlt“, dieser Slogan des Dorfhelferinnenwerks beschreibt kurz und treffend, wann und wozu seine Hilfe in Anspruch genommen werden kann. Ein Unglücksfall, Krankheit, aber auch das erfreuliche Ereignis einer Geburt, können der Grund dafür sein. Man muss nicht Frau sein, um annähernd einzuschätzen, wo es da sehr bald zu Engpässen kommen kann; und zu sehen, wie sehr hier helfende Hände gebraucht werden. Das braucht eine solide, fundierte Ausbildung und hand-werkliche Fähigkeiten.

Solch ein Einsatz will gut organisiert sein. In jeder Familie, in jedem Haushalt, in jedem Betrieb wieder neu und anders. Schließlich wird die Dorfhelferin eine Zeitlang ein Teil des alltäglichen Familienlebens. Und nur selten kann sie vorher abschätzen, was sie jeweils erwartet. Da sind vielleicht Kinder, die sich erst einmal sehr verschlossen verhalten gegenüber der Fremden. Ihre Hände verbergen sie noch hinten auf dem Rücken. Vertrauen muss sehr einfühlsam gefunden werden. Auch nach Tagen noch gibt es Tränen, weil die Kinder ihre Mutter vermissen. Manchmal bringt schon ein tröstendes Wort und behutsame Berührung mit den Händen ganz viel. 

Der Einsatz in der Küche und im Haushalt braucht alle Kräfte. Es braucht Zeit, in Besonderheiten hineinzufinden; sich in den Räumen zu orientieren; Lieblingsgerichte zu erkunden und vielleicht auch neue Anregungen einzubringen, was bisher in der Familie noch nicht auf den Esstisch kam. Kenntnisse über gesunde Ernährung finden mal mehr, mal weniger Anklang.

Wo nötig, werden Kranke gut versorgt. Beispiele gäbe es noch reichlich. Fragen Sie einmal unsere Dorfhelferinnen; sehr lebendig und anschaulich können sie erzählen von ihrem bunten und vielgestaltigen Alltag. „Gut, dass es euch gibt!“, es ist schön, wenn Einsatzfamilien das hin und wieder zum Ausdruck bringen.

Gewiss, all das kann nicht jederzeit so ohne weiteres und problemlos von der Hand gehen. Um so besser, wenn sich da nicht nur die zwei Hände der Einsatzkraft rühren, sondern es in dem „kleinen, erfolgreichen Unternehmen“ Familie Hand in Hand geht. Schließlich lebt es sich erst recht gut miteinander, wo sich alle beteiligen, manchmal vielleicht auch schon mit kleinen freundlichen Gesten.

Hand in Hand, das gilt für alle Einsätze vor Ort, das gilt aber auch für die Organisation und Koordinierung in der Dorfhelferinnenstation, in dem Kuratorium, in der Zusammenarbeit der Geschäftsführung und Einsatzleitung, bis hin zu unserem Dachverband, dem Ev. Dorfhelferinnenwerk Niedersachsen. Miteinander wissen wir uns schließlich eingebunden in die christliche Gemeinde, die Kirche Jesu Christi. Aus seinem Auftrag schöpfen wir unsere Kraft; aus ihm speist sich unsere Arbeit. „Helfende Hände“, unter diesem Titel berichtete früher eine regelmäßig erscheinende Zeitschrift der Diakonie. Gewiss, es gibt solch helfende Hände glücklicherweise nicht nur in der Diakonie, unter dem Dach der Kirchen. Doch hier geschieht sie unter einem besonderen Vorzeichen; dass wir die Kraft zur Hilfe nicht aus uns selbst schöpfen, sondern aus Gott, der seine segnenden Hände immer über uns hält.

Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!

So möchte ich uns heute dieses Wort aus dem 90. Psalm mit auf den Weg geben. 50 Jahre segensreiche Arbeit; unsere Freude an einem solchen Tag kommt aus der Dankbarkeit. Aus Gottes Hand nehmen wir, was gewesen ist; in seine Hände legen wir das, was kommt. Der Psalmbeter hat das ganze Leben im Blick; mit allem, was dazu gehört; mit Freude, mit Scheitern, mit Erfolgen, mit Rückschlägen. Er weiß, wie segensreich menschliche Arbeit ist. Und wie gut es ist, sich in allem leiten zu lassen von Gottes Segen und sich die Hände füllen zu lassen.

Lied: Mitten am Tag (FundStücke Nr.10)

Pastor Ulrich Marahrens