Konfirmation 2014

Predigt zu den Konfirmationsgottesdiensten 2014

1) Suche und Orientierung – Fernglas.

Wenn man neu ist, liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde, dann sieht man sich erst mal um. Im Urlaub z.B.: Gerade am neuen Ferienort angekommen, macht man erst mal einen Rundgang. Mache ich zumindest so. Erst mal sehen, wie es da so ist, was es alles gibt. Welche Geschäfte, wo ist der nächste Bäcker, welche Sehenswürdigkeiten gibt es in der Nähe. Dann mache ich mir im Kopf schon einen Überblick, schmiede Pläne.

Was für den Urlaubsort zutrifft, das brauch ich auch für mein Leben: Orientierung. Welche Wege schlage ich im Leben ein, was mache ich gleich, was kommt später. Auf welche Schule gehe ich, welchen Beruf will ich mal erlernen. Will ich mich konfirmieren lassen, oder kommt das für mich nicht in Frage. Manche Entscheidungen fallen eher leicht und sind ohne größere Konsequenzen auch wieder veränderbar. Fußball oder Tischtennis: Das lässt sich beides ausprobieren. KGS oder IGS, Gymnasium: Der Schulweg lässt sich auch später noch fortsetzen.

Am Beginn eines Weges fehlt uns noch die richtige Ortskenntnis, um sich richtig zurechtzufinden. Im Urlaub ist das egal, fürs eigene Leben schon wichtiger. Unser Leben ist lang und nimmt so viele Kurven und Biegungen: Die sehen wir am Beginn noch nicht ein. Deswegen brauchen wir Hilfe; mehr Übersicht. Wo einem im Urlaub und in fremden Städten der Stadtplan oder das Navi helfen, da sind es auf dem Lebensweg die Ratschläge der Eltern, die Tipps von Freunden. Oder die Orientierung, die man aus der Tradition gewinnt: Den Weg haben schon viele eingeschlagen, der hat sich bewährt. Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden habt euch entschieden: Auch der Glaube, unser christlicher Glaube soll euch Orientierung auf dem Lebensweg geben. Ein Begleiter und Wegweiser sein, wie er es für viele ist. Mit dem richtigen Weitblick und dem richtigen Überblick eben.

 

2) Unübersichtliche Welt

Wegweiser, Ratgeber- Navis sind heute gefragter als je. Denn unsere Welt, unser Leben ist voller Wahlmöglichkeiten, voller Abbiegungen, die wir wählen können, oder eben nicht. Und weil wir für unseren Lebensweg die Schwierigkeit haben schon am Anfang eines Weges zu sehen, wo er uns hinführen wird, deswegen verlaufen wir uns ab und an. Oder geraten in eine Sackgasse. Nicht nur wegen mangelnder Weitsicht oder Orientierung sondern manchmal weil uns die falschen Wegweiser gegeben werden.

Wenn ich mich z.B. an bestimmten Sendungen im Fernsehen orientiere, dann sagen mir die: Du musst ein Superstar sein, du musst berühmt werden. Sonst bist du nichts wert. Wenn ich aber nicht besonders singen oder tanzen kann sagt mir die Glitzerwelt im Fernsehen: Du kannst nichts – du gehörst hier nicht her. Das ist keine gute Orientierung für den eigenen Lebensweg.

 

Wenn ich weiter in die Welt schaue, dann komme ich am Thema Geld nicht vorbei: Geld ist so wichtig, so begehrt, dass es manchmal wie ein Heiligtum, wie ein Gott verehrt wird. Geld ist das ein und alles- es muss mehr werden. Wer keine Aktien hat, keine Gewinne macht, der macht was falsch. So kommt es rüber. Wer soviel davon hat, dass er sich eigentlich nicht drum kümmern bräuchte, der wendet mehr und mehr Zeit und Gedanken für sein Geld auf. Wohin investiere ich, wie vermehre ich es. Dafür bekommt er reichlich Tipps und Unterstützung von außen.

Und wer so knapp mit dem eigenen Geld ist, das es fürs Leben nicht reicht, der muss selbst sehen, wie er über die Runden kommt. Da, ist doch wohl die Orientierung verloren gegangen.

 

So gibt es noch viel mehr in unserer Welt, das uns angepriesen wird: Ohne das ginge es nicht, dies brauchst du, das musst du machen. Aber in der Regel nützt es nicht mir, sondern jemand anderem. Mich führt es nur in die Irre.

Die Landkarte des Glaubens kann da schon weiterhelfen. Sie zeigt mir auch nicht immer den Weg, den ich gehen soll, aber sie kann helfen, Irrwege auszuschließen.

 

3) Athen -Lupe

Wer von euch oder ihnen war schon mal in Athen? Ich leider noch nicht, aber ich stelle es mir da so vor, wie in den meisten großen Städten am Mittelmeer: Entweder macht es riesen Spaß dort mit dem Auto oder zu Fuß unterwegs zu sein, oder es treibt einem die Panik in den Leib. Weil es dort ziemlich chaotisch und unübersichtlich zu geht- für das, was wir gewohnt sind.

Wenn man sich dort umsieht, entdeckt man spannende Dinge: Alte Bauwerke, Hinweise auf die Geschichte, mediterranes Leben. So wie Paulus in dem Predigttext aus der Apostelgeschichte. Er hatte sich auf den Weg nach Athen gemacht, nicht um Urlaub zu machen, sondern um dort von Gott zu erzählen. Wie er das anstellen sollte, ohne ausgelacht zu werden, wusste er nicht. Neben den vielen Tempeln hat er einen Altar gefunden, mit der Inschrift: Dem unbekannten Gott. Ein Beweis für die Vorsicht oder die Weisheit/Weitsicht der Athener: Sie sind davon ausgegangen, dass es mehr Götter gab, als sie kannten und wollten die unbekannten nicht verärgern. Also haben sie auch diesen verehrt. Das war das, wonach Paulus gesucht hat.

 

22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.

23 Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.

25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.

26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen,

27 damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.

28 Denn in ihm leben, weben und sind wir;

 

4) Gott ist überall.– Kreuz- Anker

Denn in ihm leben, weben und sind wir - das stimmt. Uns ist Gott nicht unbekannt, wie er es damals den Athenern war. Wenn wir uns nochmal unser Fernglas schnappen, dann finden wir bei uns tausende Kirchtürme, deren Spitzen den Himmel berühren. Sie sagen: Hier ist Gott zu finden, nicht nur in diesem Gebäude, sondern zwischen Himmel und Erde. Es gibt noch mehr Orientierungspunkte.

Wenn wir uns noch etwas genauer umsehen, (Lupe), dann finden wir das Kreuz. Es ist das eindeutige Symbol der Christen. Es ist eng mit dem Leben und Sterben Jesu Christi verbunden. Es ist nicht nur ein Symbol des Todes, sondern viel mehr des Lebens, das den Tod überwindet. Sonst würden wohl kaum so viele einen Anhänger mit einem Kreuz tragen. Es verbindet den festen Erdboden mit dem lichten und der Weite des Himmels.

 

Gott ist uns nahe. Im Glauben - nahe in den Geschichten, die Menschen von ihm erzählen. Sowohl in denen der Bibel, als auch in denen, die Menschen heute erzählen. Gott ist der, der uns Halt gibt kann – wie ein fester Anker. Auch ein Symbol des Glaubens. Gott ist Liebe (das hört man ja oft) Liebe und Versöhnung, die Streit überwinden kann und Versöhnung möglich macht.

Ihr seht, Gott ist ganz viel: Mehr als wir sagen können. Fragt heute mal herum, wie sich eure Eltern, eure Verwandten Gott vorstellen und was sie von ihm zu erzählen haben. Da kommen bunte Bilder heraus. Bilder an denen sie sich orientieren, die ihnen halt und Wegweiser sind.

Die vielen Symbole und Geschichten erzählen davon: Gott wohnt nicht eingesperrt in Tempeln oder Kirchen: Gott ist in der Welt, Gott ist in uns. Er begegnet uns und begleitet uns.

 

5) Gott ist uns nahe. Ohne Lupe

Im Laufe unseres Lebens verändern sich unser/euer Bild und unsere Beziehung zu Gott: Hoffentlich. Denn Glaube ist dynamisch. So dynamisch wie Gott es ist. Zu verschiedenen Zeiten in userem Leben fragen und suchen wir nach Gott. Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden seid ein Stück des Weges, dieser Suche gegangen. Mit Fernglas und Lupe wart ihr auf Gottsuche, habt euch orientiert. Je nachdem, wie nahe ihr euch Gott fühlt, werdet ihr auch später in eurem Leben noch mal Ausschau nach Gott halten. Entweder mit Lupe oder Fernglas, mit Navi oder Glaubenskarte. Gerne helfe ich, helfen wir euch dabei.

Eines aber ist sicher: Gott braucht weder Lupe noch Fernglas um euch zu finden: Er ist euch nahe- heute und allen Tagen. Gott trägt und bewahrt euch, wie er es euch verspricht. In der Einsegnung spreche ich euch das persönlich zu. Gott ist mit dir. Denn in ihm leben, weben und sind wir. Amen.